Platz der jüdischen Synagoge

Synagoge

Platz der jüdischen Synagoge

2:57 min

Platz der jüdischen Synagoge

Ilse Schröder engagiert sich seit vielen Jahren für eine respektvolle Aufarbeitung der jüdischen Geschichte in Osterholz-Scharmbeck – Ulli Harraß hat sie interviewt.

Ilse Schröder im Gespräch über die Notwendigkeit des Erinnerns

Ilse Schröder über die Bedeutung von Spuren jüdischer Vorfahren im Stadtbild

An dieser Stelle wird 1865 eine Synagoge eingeweiht, als Domizil der damals größten jüdischen Gemeinde des Regierungsbezirks Stade. Jüdisches Leben spielt zu der Zeit eine große Rolle in den Flecken Osterholz und Scharmbeck. Jüdinnen und Juden arbeiten als Kaufleute, Ärzte oder Lehrer und sind angesehene Bürger. Auf den Scharmbecker Viehmärkten sind jüdische Händler stark vertreten. Daher werden die Markttermine stets so gelegt, dass sie nicht mit einem jüdischen Feiertag zusammenfallen.

Am 9. November 1938 während der sogenannten Reichspogromnacht gibt es einen Brandanschlag auf die Synagoge. Eine der vielen Gewalttaten des NS-Regimes gegen jüdische Menschen und Einrichtungen. Das Gebäude wird zwar beschädigt, bleibt aber stehen und wird an die Stadt Osterholz-Scharmbeck verkauft und in der Folge verschieden genutzt. Nach dem Abriss des Gebäudes entsteht 2006 diese Gedenkstätte für die jüdischen Opfer des Nationalsozialismus in Osterholz-Scharmbeck. Das Mahnmal erinnert auf mehreren Ebenen an die ermordeten Mitglieder der jüdischen Gemeinde. Die Gedenktafel an der Wand gibt eine kurze Einführung ins Thema.

Von der Straße aus sieht man als erstes die zahlreichen Stelen aus Stein, die durch ihre harten Kanten beeindrucken. Man muss durch sie hindurchgehen, um zum Zentrum, zum Kern des Ganzen vorzudringen. Das ist die Granitplatte in der Mitte der Gedenkstätte, auf der die Namen der 23 Ermordeten eingraviert sind. Die schwere Platte ist an mehreren Stellen gebrochen und mit rostenden Eisen zusammengehalten. Als Symbol für das Schicksal dieser Menschen.

Auch die Pflastersteine haben eine Bedeutung. Sie stammen von der ehemaligen Ladestraße am Bahnhof, auf der viele Jüdinnen und Juden ihren letzten Weg vor dem Abtransport ins Konzentrationslager zurückgelegt haben.

In unserer Stadt wird der Opfer des Nationalsozialismus auch auf andere Weise gedacht. Seit 2021 sind zahlreiche sogenannte Stolpersteine verlegt worden. Das sind kleine Gedenkplatten mit Namen der Menschen, an die auf diese Weise erinnert wird. Sie werden vor der letzten Wohnung der Person im Boden verlegt. Stolpersteine sind ein Projekt des Künstlers Gunter Demnig, das europaweit läuft und auch in Osterholz-Scharmbeck weiter entwickelt wird.

KreisA_Osterholz_B1407_V
Die (ehemalige) Synagoge an der Bahnhofstraße in OHZ
Eigentum des Kreisarchivs Osterholz