Scharmbecker Bach – Mühlenteich

Scharmbecker Bach - Mühlenteich

Scharmbecker Bach – Mühlenteich

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Scharmbecker Bach – Mühlenteich

Dieser Mühlenteich dient früher als Wasserspeicher für eine Kornmühle, die seit eh und je am Scharmbecker Bach steht, die sogenannte Fesenfeldsche Mühle.

Der Scharmbecker Bach treibt aber nicht nur die eine Kornmühle an, sondern insgesamt neun Wasserräder. Das geht, weil der Bach durch sein starkes Gefälle sehr schnell fließt und viel Kraft entwickelt.

Von den neun Mühlen sind sechs sogenannte Walkmühlen. Sie werden von den Tuchmacherinnen und Tuchmachern des Ortes genutzt. Die Tuchmacherzunft wird 1581 gegründet und beherrscht in der Folge rund 300 Jahre lang die Wirtschaft in Scharmbeck.

Wenn wir heute von Tuch oder Tüchern sprechen, denken wir an Leinen oder Baumwolle. Was die Tuchmacher damals produzieren, besteht aber aus Schafwolle. Tuchmacherinnen und Tuchmacher verarbeiten gesponnene Wolle mithilfe von Webstühlen. Man nennt sie auch Wollweber. Das Endprodukt ist ein feines Wollgewebe, das anschließend gewalkt wird, um das Tuch fester sowie regen- und windabweisend zu machen. Beim Walken wird der Stoff durch Drücken, Pressen oder Klopfen bearbeitet und dadurch verfilzt. Diese Verarbeitung übernimmt die Walkmühle, die durch ein Wasserrad angetrieben wird.

Jahrhundertelang bestimmen die Tuchmacherinnen und Tuchmacher das Leben in Scharmbeck. In fast jedem Haushalt gibt es Tuchmachergeräte wie Spinnräder oder Webstühle, die von früh bis spät in Betrieb sind. Die Schafzucht floriert. Zeitweise gibt es im Ort mehr Schafe als Menschen.

Die Tuchmacherinnen und Tuchmacher sind vor allem deshalb so erfolgreich, weil sie in großem Stil Tuche fürs Militär herstellen. Zunächst haben sie feste Lieferverträge mit der schwedischen Herrschaft, später arbeiten sie für das Königreich Hannover.

Genaue Zahlen, wieviele Menschen im Tuchmacherhandwerk tätig sind, finden sich für das Jahr 1729. Es gibt:

103 Meister mit eigenem Webstuhl
48 Meister ohne eigenen Webstuhl
96 Gesellen
455 Spinner

Heute findet sich wohl kaum eine alteingesessene Familie in Osterholz-Scharmbeck, die nicht Tuchmacherinnen und Tuchmacher unter ihren Vorfahren hat.

1820 entsteht die erste Tuchfabrik in Scharmbeck. Mit dem Maschineneinsatz wird der Niedergang der Handwerksbetriebe eingeläutet.

Etwa gleichzeitig entwickelt sich ein neues Gewerbe: die Zigarrenherstellung. Der Tabak wird aus Bremen bezogen und in Handarbeit zu Zigarren gefertigt. Aber auch hier bekommen die Handwerker bald Konkurrenz durch Fabriken, die zum Teil Hunderte von Arbeiterinnen und Arbeitern beschäftigen.

Auch eine berühmte Unternehmerfamilie hat ihre Wurzeln in Scharmbeck. Ende des 19. Jahrhunderts gründet J.B. Reemtsma hier seine Zigarrenfabrik, die Keimzelle des späteren internationalen Tabakkonzerns.

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