Der 900 Jahre alte Kirchturm mit bis zu eineinhalb Metern dicken Feldsteinmauern ist der älteste erhaltene Gebäudeteil. Die Kirchturmspitze allerdings wurde nach einem Brand im 19. Jahrhundert erneuert. Es gab im Laufe der Geschichte mehrere Vorgängerbauten, u.a. wohl eine erste Holzkirche (um 850 gebaut). Sie wurde dem Heiligen Willehad gewidmet, dem ersten Bischof in Bremen. Die erste aus Stein erbaute Kirche mit dem jetzt noch vorhandenen Kirchturm entstand im 13. Jahrhundert.
St. Willehadi war Kirche für den Flecken Scharmbeck und für 18 umliegende Dörfer. Im 17. Jahrhundert erfolgte ein Anbau. Jedoch wurde das so erweiterte Kirchenschiff sehr bald zu klein und zudem baufällig. Nach dem Abriss wurde es 1745 durch einen Neubau ersetzt. So erhielt St. Willehadi seine heutige äußere Gestalt.
Im Inneren der Kirche finden wir einige Besonderheiten: Herausragend die Orgel. Eine der wichtigsten norddeutschen Orgeln aus der Zeit Bachs und Händels. Ihr Klang kommt dem des Originals aus dem frühen 18. Jahrhundert sehr nahe, da sie im vergangenen Jahrhundert nach den Originalunterlagen restauriert wurde. Sie stammt aus der Werkstatt des Erasmus Bielfeldt, Nachfolger des berühmten Orgelbauers Arp Schnitger. Wie viele andere Orgeln ereilten die Bielfeldt-Orgel auch Kriegseinwirkungen. Beispielsweise mussten Pfeifen aus Zinn als „Kriegsspende“ abgegeben werden, die erst bei den späteren Restaurierungsarbeiten ersetzt wurden.
Im Kirchenraum dominierend der spätbarocke Altar. Ein „Kanzelaltar“ mit in den Altar integrierter Kanzel. Sein Bildprogramm erzählt die Geschichte Jesu Christi vom letzten Abendmahl bis zur Auferstehung. Links und rechts vom Altar sehen wir die sogenannten „Priechen“. Separate Gebetsräume für den örtlichen Adel. Eine der Priechen (die „Patronatsprieche“) zeigt deren Wappen. Aufwendig gestaltet die gegenüberliegende „königliche Prieche“. Sie kam wohl in der Zeit des Königreichs Hannover in die Kirche.
Das Geläut der Willehadi-Kirche besteht aus insgesamt drei Glocken. Zwei von ihnen im 18. Jahrhundert gegossen. Eine Glocke fiel im Ersten Weltkrieg Kriegszwecken zum Opfer. Ersetzt wurde sie erst im Jahr 1953. Zu jeder halben und vollen Stunde läutet die „Stundenglocke“ außen an der Spitze des Kirchturms.
An der Außenwand der Kirche fallen einige alte Grabsteine auf. Sie erinnern daran, dass Verstorbene früher einmal an der Kirche, z.T. auch in der Kirche bestattet wurden.
Heute ist die Kirchengemeinde St. Willehadi eine der größeren in der Landeskirche Hannover. Engagierte Haupt- und Ehrenamtliche gestalten ein vielfältiges Gemeindeleben. Fördervereine kümmern sich um den Erhalt der Kirche und die Förderung der lebendigen und vielfältigen kirchenmusikalischen Aktivitäten.
Die Kirche ist außerhalb der Gottesdienste sonntags regelmäßig an Nachmittagen geöffnet. Kirchenführungen sind ansonsten nach Anmeldung im Kirchenbüro von St. Willehadi möglich. Detailliertere Infos auch unter „Kirchengemeindelexikon – St. Willehadi Osterholz-Scharmbeck“ der Landeskirche Hannover.